Gedenkstättenfahrt 2023

Wie bereits im letzten Schuljahr fand auch dieses Jahr wieder für Schüler*innen der 10. Klassen des PLG eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz statt. Direkt nach den Herbstferien, am Montag, den 06.11., ging die Reise in Richtung Krakau los. Die 46 Schüler*innen und drei Lehrkräfte bezogen nach der Ankunft ein Hostel im ehemaligen jüdischen Viertel von Krakau namens Kazimierz.

Beeindruckt von der historischen Altstadt konnten die Schüler*innen am Dienstagvormittag im Zuge einer Führung mehr über das jüdische Leben in Krakau damals und heute erfahren. Neben den noch existierenden sieben Synagogen befanden sich früher in Krakau auch eine Vielzahl an Gebetsräumen im Stadtteil Kazimierz, unter anderem in dem Gebäude unseres Hostels. Am Nachmittag ging es zum Zeitzeugengespräch ins Jüdische Museum Galizien – ein Termin, auf den sehr viele der Schüler*innen gespannt waren - wissend, dass sie zu den letzten gehören werden, die eine solche Gelegenheit bekommen und eine Person treffen, die den Holocaust überlebt hat und über ihre persönlichen Erlebnisse berichten kann.

Am Mittwoch besuchten wir das ehemalige jüdische Ghetto in Krakau und das Museum der Oskar-Schindler-Fabrik, bevor wir am Donnerstag mit dem Bus nach Oświęcim fuhren, wo die sechsstündige Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz stattfand. Zwei Museumspädagoginnen führten uns durch das ehemalige deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager, bestehend aus dem Konzentrationslager Auschwitz I, auch Stammlager genannt, und dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dabei versuchten sie, all die Fragen zu beantworten, die bei den Schüler*innen beim Begehen der Gedenkstätte und dem Anblick der Ausstellungsstücke aufkamen. Mit der untergehenden Sonne verließen wir den Gedenkort und ließen den Tag anschließend im Hostel ausklingen.

Bereits am Freitag nach dem Frühstück traten wir wieder die Heimreise an und erreichten am frühen Abend alle wohlbehalten Berlin.

Wer mehr über die Reise wissen möchte, kann hier die genauere Berichte zu den Erlebnissen als auch Fotos/Videos zur Gedenkstättenfahrt auf dieser Homepage lesen. Schaut einfach rein!

Das Orga-Team der Gedenkstättenfahrt

 

Eine Fahrt mit besonderem Anlass

Montag, 6.30 Uhr am Netto
Von Luisa und Marie
Endlich war es soweit. Die Fahrt nach Krakau stand an. Aber ob das eine Sache ist, über die man sich freuen kann, ist nicht leicht zu klären. Natürlich ist man froh über ein paar Tage ohne Schule und doch ist gleichzeitig zu beachten, dass wir nach Krakau fahren, um uns weiter über die deutschen Verbrechen während des Holocausts zu informieren. Am ersten Tag verbrachten wir allerdings die meiste Zeit im Bus, um genau zu sein fast 10 Stunden. Die konnten wir durch einige Pausen, unter anderem auch bei McDonalds, auflockern. Als wir um 16.30 Uhr hier ankamen, war es schon dunkel und nicht wenige waren positiv überrascht von der schönen Stadt, in der wir gelandet waren. Völlig erschöpft von der Fahrt und dem anschließenden Zimmerbeziehen sind wir alle am Ende des Tages müde ins Bett gefallen.
 
 

Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Krakau

Dienstag, 7. November 2023
Von Luisa und Marie

 

Die erste Nacht im TARA Hostel verlief soweit ganz gut. Frühstück gab es in einem kleinen, sehr süßen Café. Danach haben wir uns, eingeteilt in zwei Gruppen, auf den Weg zu einer Stadtführung gemacht. Unter anderem haben wir einige Synagogen besucht, das jüdische Viertel Kazimierz besichtigt und uns ein paar der Orte aus dem Film „Schindlers Liste“ angesehen. Nach der dreistündigen Führung hatten wir Zeit uns selbstständig in der Stadt umzusehen oder etwas zu essen. Sehr zu empfehlen ist es hierbei, die polnische Spezialität „Pierogi“ zu probieren. Anschließend trafen wir uns wieder vor dem Hostel und sind gemeinsam zum Jüdischen Museum Galizien gelaufen. Die Bilder, die dort ausgestellt sind, zeigen unter anderem Einblicke in den jüdischen Alltag der Krakauer Gemeinde heute und die Zerstörung jüdischen Lebens während des Holocaust. Die Ausstellung half dabei, sich mental auf das anstehende Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Monika Goldwasser vorzubereiten. Sie wurde als Säugling vor den Nazis gerettet, kurz bevor ihre Eltern brutal ermordet wurden. Sie erzählte uns von ihrer Geschichte und der ihrer jüdischen und ihrer polnischen Familie.Im Anschluss an das Gespräch hatten wir nochmals Zeit, uns in der Stadt umzusehen und erkundeten Orte wie den großen Platz Rynek Główny in der historischen Altstadt Krakaus. Nach dem Abendessen im Restaurant Krakowskie Klimaty gingen wir wieder zum Hostel zurück und haben noch zusammen gechillt oder Spiele gespielt.

Zeitzeugengespräch mit Monika Goldwasser

Dienstag, 7. November 2023
von Anna und Lukas

Am 07.11.2023 waren wir nachmittags im Jüdischen Museum Galizien in Krakau. Dort trafen wir Monika Goldwasser, eine Holocaust-Überlebende, welche ihre Geschichte mit uns teilte.Monika Goldwasser kam im Jahr 1941 als Kind einer jüdischen Familie in einer kleinen Stadt südlich von Krakau zur Welt. Ihre Mutter, Salomea Goldwasser, war eine orthodoxe Jüdin, ihr Vater, Adam Goldwasser, war assimilierter Jude. Dies brachte Monika von Geburt an in Lebensgefahr.

Nur neun Monate nach ihrer Geburt sollte die Familie in das Ghetto von Skawina gebracht werden. Aus Angst davor, ermordet zu werden, und um wenigstens das Leben der Tochter zu retten, gaben sie Monika zu einem Bauernpaar. Ihre Mutter hielt statt des eigenen Kindes eine Puppe, gekleidet in Monikas Sachen, in den Armen, als die Nazis sie deportierten. Ihre Eltern starben, wahrscheinlich bei einem Massaker der SS. Genaueres ließ sich aber nie herausfinden.

Die Bauernfamilie musste Monika bald verlassen und kam in ein Krakauer Waisenhaus, das vom dortigen Ursulinenkloster geführt wurde. Zusammen mit dreißig weiteren Mädchen (aus Polen, Ungarn, darunter auch weitere jüdische Mädchen) verbrachte sie ein paar Monate dort. Nahegelegen zum Kloster war ein Gestapo-Stützpunkt, weshalb die Nonnen oft gefragt wurden, ob jüdische Kinder im Kloster seien. Sie verneinten diese Frage immer wieder, was sie und die Kinder in große Gefahr brachte. Als Erwachsene traf sie später eine dieser Nonnen, die ihr dies alles erzählte.

Obwohl Monika zu der Zeit schwer erkrankt war, entschieden sich ein polnischer Mann und seine Frau dazu, Monika zu adoptieren. Mit dieser Entscheidung, die in erster Linie Monika Goldwassers Adoptivmutter traf, veränderte sich ihr komplettes Leben. Bis Kriegsende zog die Familie immer wieder um und versteckte sich, einmal sogar in einem dunklen, dreckigen Loch im Boden, als es im Dorf zu gefährlich wurde. Monikas Eltern gingen mit ihrer Adoption auch persönlich ein hohes Risiko ein. Monika Goldwasser ist ihren polnischen Eltern, insbesondere ihrer polnischen Mutter, dafür bis heute dankbar.

Nach Kriegsende zog die Familie ein letztes Mal um. Von dort an konnte Monika, wie sie sagt, eine glückliche Kindheit erleben. Als sie elf war, fand sie einen Zettel mit den Namen ihrer leiblichen Eltern. Da sie die Namen mit nichts in Verbindung bringen konnte, gerieten diese aber in Vergessenheit. Erst als ihre Mutter im Sterbebett lag, Monika war zu dem Zeitpunkt 23 Jahre alt, erzählte ihr diese alles, was sie über Monikas Herkunft und ihre leiblichen Eltern wusste. Monika entschied sich zuerst all dies für sich zu behalten. Später jedoch, zu Beginn der Neunziger Jahre, sah sie ihre Tante (mütterlicherseits) im Fernsehen, die zu der Zeit in Israel lebte und auf der Suche nach überlebenden Verwandten war. Kurz darauf entschloss sich Monika, nicht nur mit ihrer Tante Kontakt aufzunehmen, sondern auch ihrem Mann von ihrer Herkunft und Familie zu erzählen. Auf der Suche nach weiterer Verwandtschaft fand sie Cousinen und Cousins in den USA. Als sie diese besuchte und ihnen von ihren Erlebnissen berichtete, war sie geschockt, wie wenig ihre Verwandten wussten. Daraufhin beschloss Monika ihre Geschichte mit der Welt zu teilen.

In den nachfolgenden Jahren setzte sie sich dafür ein, dass ihre Adoptiveltern für ihr selbstloses Handeln die Medaille „Gerechte unter den Völkern“ erhielten. Auch Monika Goldwasser selbst wurde geehrt. 2021 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Wir sind Monika Goldwasser sehr dankbar, dass sie sich die Zeit genommen hat, diese persönliche Geschichte mit uns zu teilen und unsere Fragen zu beantworten. Wir erhielten so einen wertvollen Einblick in das Leben einer Holocaust-Überlebenden.

 

Von Oskar Schindlers Fabrik zu Krakaus Sehenswürdigkeiten

Mittwoch, 8. November 2023
Von Arthur und Richard

Wir starteten unseren Tag um 8:45 Uhr mit einem leckeren Frühstück im Frühstücksrestaurant „Jodełkowa“. Da wir erst um 12 Uhr mit der restlichen Gruppe das Museum „Oskar Schindlers Emaillefabrik“ besuchten, konnten wir nach dem Frühstück unsere Zeit selbst gestalten. Diese Zeit nutzen wir, um die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Krakaus zu besichtigen. Nach einem 18-minütigen Spaziergang zum Hauptmarkt Krakaus, standen wir auf einem großen Platz mit einem imposanten Gebäude. Die sogenannte „Tuchhalle“ zählt zu einem der bedeutendsten Beispiele der Renaissance-Architektur in Mitteleuropa.

Nachdem wir dort alle Stände angeguckt und den Platz begutachtet hatten, gingen wir weiter zur „Burg Wawel". Das Königsschloss liegt am Ufer der Weichsel. Als wir dort ankamen, waren wir überrascht von der wunderschönen Aussicht. Anschließend besichtigten wir die ehemalige Residenz der polnischen Könige. Das überaus weitläufige Gelände der Burg empfanden wir als sehr ansprechend, weil das Burggelände auf dem prächtigen Wawel-Hügel liegt.

Nach unserer kleinen Sightseeingtour kehrten wir wieder zum „Tara-Hostel Krakau“ zurück. Gegen 12 Uhr verließen wir mit der gesamten Gruppe das Hostel, um 30 Minuten durch das ehemalige Ghetto zum Museum „Oskar Schindlers Emaillefabrik“ zu laufen. Vor Ort wurden wir in vier verschiedene Gruppen eingeteilt, damit das Museum nicht überfüllt wird. Das Museum wurde in verschiedene Zeitabschnitte unterteilt, von der Vorkriegszeit des Zweiten Weltkriegs bis zu den Nachwirkungen durch den Krieg. Im anschließenden Abschnitt wurde der Name des Museums aufgegriffen und einiges über die ehemalige Fabrik erzählt.

Uns hat es sehr gefallen, dass es nicht nur um die Fabrik selbst ging, sondern auch wie die Kriegszeit 1939-1945 in Polen ausgesehen hat. Außerdem fanden wir die Vielzahl der originalen Objekte der damaligen Zeit beeindruckend. Darüber hinaus haben uns einige leicht verstörende Bilder teilweise auf emotionaler Ebene mitgenommen.

Ab Ende des Museumsbesuch bis zum Abendessen, welches um 19 Uhr stattfand, hatten wir wieder Freizeit. Nach der Mahlzeit konnten wir uns erneut frei in der Stadt bewegen, bis wir spätestens um 22 Uhr in unseren Zimmern sein mussten.

Und so ging ein wunderschöner Tag in Krakau zu Ende.