Gedenkstättenbesuch der Klasse 10A in Ravensbrück

© Claudia, Luisa, Max, Alina, Thurid, Mia
Am 19. Oktober 2023 sind wir, die Klasse 10A des Primo-Levi-Gymnasiums, zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück gefahren. Wir haben diese Exkursion im Rahmen des Geschichtsunterrichts gemacht, um uns die Schrecken der Nationalsozialisten, die in unmittelbarer Nähe Berlins geschehen sind, klar vor Augen zu führen.
1939 ließ die SS hier das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Boden errichten - Ravensbrück war für ungefähr 5 Jahre das unfreiwillige Zuhause von mehr als 140.000 Frauen, Männern und Kindern. Besonders im Kontrast stehen hier das von den Nationalsozialisten geschaffene Frauenbild, die liebende und geliebte Hausfrau-Mutter, und die bittere Wahrheit, dass genau diese Menschen nur wegen einer politischen Überzeugung oder ihrer Religion eingesperrt und zu Arbeit gezwungen wurden. Umso erschreckender ist es, dass diese Frauen von Betrieben ausgenutzt wurden, die aus der Zwangsarbeit Profit machen konnten. Wir waren alle sehr gespannt auf den Tag, an dem wahrscheinlich die meisten von uns das erste Mal in ihrem Leben ein Konzentrationslager betreten werden würden.
Wir haben uns an diesem sehr kalten Donnerstagmorgen vor der Schule getroffen, um mit einem Oldtimerbus des Baujahres 1985 zur Gedenkstätte Ravensbrück zu fahren. Unsere Exkursion wurde organisiert und finanziert vom Bildungsverein Kreuzpfuhl. Ungefähr anderthalb Stunden konnten wir die gemütliche Fahrt genießen, bis wir nach einigen Umwegen ankamen und uns erst einmal im Empfangsbereich gesammelt haben. Dort haben wir auch unsere Guides getroffen, die uns durch Ravensbrück führen sollten.
Nach dem Aufenthalt im Empfangsbereich der Gedenkstätte machten wir uns auf den Weg zur Kunstausstellung „Ravensdruck“. Die Ausstellung, die wir dort betrachteten, nennt sich „Emmie to Emmie“ und ist Emmie Arbel gewidmet. Zusehen waren Kunstdrucke von Schüler*innen der Ernst-Litfaß Schule, die in ihren Werken die Geschichte und Erzählungen von Emmie verwirklichen wollen. Emmie selber wurde zusammen mit ihrer Mutter und ihren Brüdern aus den Niederlanden nach Ravensbrück deportiert, im Alter von 5 Jahren und schaffte es 1 Jahr in Ravensbrück zu überleben. Nach der Befreiung lebte sie erst in Pflegefamilien und später in Israel. Wie jung sie war und die Ankunft mit ihrer Mutter konnte man unter anderem auf den Bildern erkennen.
Als einen der ersten Punkte unserer Führung bestiegen wir den kleinen Hügel, der mit einem doch so trügerischen, idyllischen Haus mit schönem Überblick geziert war. Dieses Haus war das Haus des Lageroffiziere des KZs. Es war gut ausgestattet und sah von innen warm und freundlich aus, was man von einem Haus an solchem Ort, nicht erwarten würde. Es wurde von den Offizieren dafür genutzt um die Familie möglichst nah zu haben. Seit 2010 kann man dort eine Ausstellung über die verschiedenen Führungskommandanten sehen.
Danach wurden wir mit unserem Guide vor einen Zaun gebracht, hinter dem wir Häuser der damals im KZ arbeitenden Aufseherinnen sahen. Uns wurde erklärt, dass die Aufseherinnen dafür da waren, um auf die dort arbeitenden Häftlinge aufzupassen. Erschreckenderweise wurde uns erzählt, dass viele diesen Beruf gerne gemacht haben, sei es für das damals gute Ansehen oder die guten Lebensqualitäten. Wir haben einen kurzen Brief einer solchen Aufseherin auch lesen dürfen, welcher auch mit einem Foto besteckt war. Es war erschreckend zu hören, wie beliebt diese Arbeit früher doch war.
Dann sind wir im einsetzenden Regen zu dem Platz gegangen, auf dem die Grundrisse der Baracken angedeutet sind, in denen die weiblichen Häftlinge geschlafen haben. Der Fakt, dass diese Baracken sehr überfüllt waren, obwohl man dort sehen konnte, wie viele es waren, machte einem die Nummer an Menschen, die in dem Lager waren, erst richtig bewusst. Dort hat uns unser Guide auch etwas über die Einteilung der Frauen nach den „Verbrechen“, die sie angeblich begangen haben, erklärt. Dazu wurden verschieden farbige, nach unten hin spitze Dreiecke an die Kleidung angenäht. Zu den Gründen, warum man nach Ravensbrück geschickt wurde, zählten beispielsweise, dass man politisch gefangen, „asozial“– was für Leute, die sich laut den Nazis nicht in die Gesellschaft einfügten, stand – oder Jude (ihnen wurde der Judenstern aufgenäht) war.
Aufgrund der Kälte wurde eine Hälfte unserer Gruppe von unserem Guide in das Gefängnis geführt, in dem wir uns die alten, noch vorhandenen Zellen angesehen haben. Dort wurde uns erklärt, dass dort Frauen eingesperrt worden sind, die etwas gegen die Regeln der Aufseherinnen gesagt und/oder unternommen haben. Dabei wurde zwischen 3 Arten der Gefangenschaft unterschieden:
- Gefangenschaft ohne Nahrung
- Gefangenschaft ohne Sitz- und Liegemöglichkeit, bei der ebenfalls überwacht wurde, dass sie sich nicht auf den Boden setzen und
- Alles Vorherige, jedoch zusätzlich in absoluter Dunkelheit.
Außerdem wurde uns geschildert, wie sich Frauen bei Verstößen dort aufstellen und nacheinander in eine Zelle gehen mussten, wo sie eine zuvor festgelegte Anzahl an Schlägen erleiden mussten. Dabei wurden einige so stark verletzt, dass sie zur Krankenstation gebracht werden mussten.
Danach ging es wieder hinaus in die Kälte, welche wir zwar mit Winterjacken betraten, die Gefangenen damals jedoch nur mit einer dünnen Schicht Kleidung. Dann sind wir entlang der Lagermauer. Diese hat das Lager damals umgeben, vorbei an Stacheldraht, auf dem früher bis zu 20 Kilowatt flossen. Dann sind wir durch ein Tor zum Ufer des Schwedt-Sees, an welchem sich das KZ befand. Dieser See hatte damals eine grausame Funktion für das KZ Ravensbrück. So sagte uns unser Guide, dass die Arbeiter aus dem Krematorium damals die Asche der verbrannten Opfer in den See kippten. Jedoch erfuhren wir auch die Geschichte einer erfolgreichen Flucht aus dem KZ. So hat eine der Gefangenen geschafft, eines Abends durch ein Loch im Boden dem Lager zu entfliehen. Sie schwamm über den See zum anderen Ufer, wo sie am Haus einer Fischerfamilie ankam. Dort „klaute” sie Klamotten aus dem Vorgarten, ließ ihre Häftlingsuniform zurück und floh. Nach Jahren kehrte sie dann zurück nach Ravensbrück, wo sie die Familie, der sie die Klamotten entwendet hatte, aufsuchte und ihr ihre Geschichte erzählte.
Nur rund 90 Meter vom Steg mit der Statue “Frau mit Kind – Tragende” gibt es eine weitere Statue. Sie zeigte zwei Kupferfrauen, wie sie nebeneinander stehen. Gegenüber der Statue war dann ein kleines Haus, ungefähr so groß wie ein kleines Einfamilienhaus. Dort brachte uns unser Guide zum Ende der Führung hin. Dort erfuhren wir, dass sich hier das Krematorium des KZ befand. Nur der große Schornstein ließ erahnen, welche Gräueltaten sich in diesem Gebäude ereigneten. Denn obwohl es nur ein relativ kleines Krematorium war, schließlich war Ravensbrück nie als eigentliches Vernichtungslager gedacht, so sind dort trotzdem hunderte Menschen ermordet worden.
Nach einer kurzen Pause, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zum Italiener, wo wir alle langsam auftauten. Das Essen war lecker und auch die Stimmung an den Tischen war etwas befreiter. Nach dem Essen begann die Rückfahrt, zum Glück mit weniger Umleitungen und einer schnelleren Fahrt.







