Die Nachwendezeit und Fusion

 

Ab dem Jahr trafen beide Schulen umfangreiche Umstrukturierungsmaßnahmen: Es musste nach neuen Rahmenlehrplänen gelernt und unterrichtet werden, der Fächerkanon änderte sich, das Fach Staatsbürgerkunde entfiel komplett, stattdessen kam Poltische Weltkunde, heute Politikwissenschaft, hinzu, Englisch erhielt viel mehr Stunden, Russisch trat in den Hintergrund und verschwand ganz, stattdessen wurde Französisch und später Spanisch zweite Fremdsprache, Bücher kamen von  Westberliner Gymnasien. Da das Fach Staatsbürgerkunde nun nicht mehr anerkannt war, zum Unterrichten an Berliner Gymnasien jedoch das Studium zweier Fächer nachgewiesen werden musste, kam es zu einigen personellen Veränderungen. Einige vormals POS-Lehrer*innen belegten Zusatzstudiengänge, um im neuen West-System anerkannte Abschlüsse vorweisen zu können. Viele ehemalige Russisch-Lehrer*innen absolvierten eine Zusatz-Ausbildung für das Fach Ethik, das zunächst als Schulversuch angeboten wurde.

Das Haus A hieß nun Wieland-Herzfelde-Gymnasium, benannt nach dem in der Woelckpromenade 5 lebenden Verleger, Literaten und Professor für Soziologie der neuen Literatur Wieland Herzfelde (1896 – 1988), der 1938 vor dem NS-Regime flüchten musste und ab 1949 massiv half, die Kulturszene in der DDR aufzubauen – nicht immer zum Gefallen der SED.

Haus B wurde in Bühring-Gymnasium umbenannt, dem Architekten des Hauses Carl James Bühring (1871 – 1936), der als Regierungsbauführer, Gemeindebaurat in Weißensee und Baustadtrat in Leipzig tätig war.

Aus Kostengründen fusionierten beide Häuser im Schuljahr 2005/2006 gezwungenermaßen, was bis heute das Überwinden etlicher organisatorischer Hürden im Schulalltag bedeutet.

2007 erfolgte die Umbenennung der Schule in Primo-Levi-Gymnasium

Mehr lesen:

Dieser Text erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, deshalb sind an dieser Stelle die Hauptquellen ohne genaue Zuordnungen genannt:

Quellen

  1. Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde
  • BArch, R 4901/5796.
  • BArch, VBS 1050 ZB II 3337 A.09
  1. Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
  • Gut PERS 389
  • Personalkarteikarten der Lehrkräfte
  • Schulberichte Reformrealgymnasium 1904-1940, Lyzeum 1926-1940
  1. Archiv Primo-Levi-Gymnasium
  • Schulchronik
  • Schulberichte, Protokolle, Schülerarbeiten
  • Fotos

Literatur:

  • Der Bezirksbürgermeister des Verwaltungsbezirks Weißensee der Stadt Berlin, Verwaltungsbericht der Bezirksverwaltung Weißensee für die Jahre 1932-1935, Berlin 1936.
  • Felix Reich (Hg.), Wladislaus Zeitlin, der taubstumme Student, Leipzig 1927.
  • Primo-Levi-Gymnasium, J. Kausche (Hg.), 100 Jahre Gymnasium Weißensee, Berlin 2010.
  • Eckehard Tilsner, 25 Jahre Reformrealgymnasium mit Oberrealschule Berlin-Weißensee 1904-1929, Berlin 1929.
  • Verwaltungsberichtsstelle Statistisches Amt der Stadt Berlin (Hg.), Erster Verwaltungsbericht der neuen Stadtgemeinde Berlin für die Zeit vom 1. Oktober bis 31. März 1924, Heft 26 Verwaltungsbezirk Weissensee, Berlin 1926.
  • Verwaltungsberichtsstelle Statistisches Amt der Stadt Berlin (Hg.), Verwaltungsbericht der Stadt Berlin 1924-1927 (1. April 1924 bis 31. März 1928), Heft 26 Verwaltungsbezirk Weissensee, Berlin 1930.
  • Mark Zaurov, The Deaf Gain of Wladislav Zeitlin, Jewish Scientist and Inventor, in: H-Dirksen L. Bauman, Joseph J. Murray (Hg.), Deaf Gain: Raising the Stakes for Human Diversity, Minneapolis 2014, S. 255-268.
  • Zeugnisse, Klassenarbeiten, Texte, Schilderungen von Zeitzeug*innen